Neurodermitis bei Babys Teil 2: Tipps für den Alltag

Liebe Mamas und Papas mit neurodermitischen Kindern und Babys!

Wir haben vor einigen Wochen unseren ersten Blog zum Thema Neurodermitis bei Babys und Kleinkindern gepostet. Heute wird Dr. Kerstin Schallaböck, Ärztin, 4-fache Mama und KAMI skincare Gründerin über ein paar Do’s und Don’ts aufklären, die man beim Leben mit neurodermitischen Kindern beachten sollte.

„Abgesehen von der permanenten Müdigkeit durch die schlaflosen Nächten war das schlechte Gewissen, meinem Sohn nicht helfen zu können, das Schlimmste an der Neurodermitis unseres Jüngsten. Immerfort plagte mich die Tatsache nichts oder zu wenig zu tun, damit es Kami besser geht. Diese Hilflosigkeit war so belastend! Ich möchte Euch heute einfach ein paar Punkte mitgeben, die unter Umständen helfen, auf jeden Fall ist es wert, sie zu probieren.“

So kann man seinem Kind helfen (oder auch sich selbst):

Die richtige Basispflege:

  • Bei neurodermitischer Haut geht es darum, einerseits die Entzündungen zu bremsen bzw zu beruhigen, andererseits die mangelhafte Hautbarriere auszugleichen. Dies schaffen vor allem Fette, besonders jene, die Linol- und Linolensäuren enthalten, die auch in der Haut vorkommen. Das KAMI SOS Öl und unser Balsam sind für diese Aufgabe besonders gut geeignet.
  • Alle auf Wasser basierende Cremen (also alles mit „Hydro“ im Namen, Produkte die Feuchtigkeit versprechen) sind zu vermeiden. Sie trocknen zusätzlich aus, da diese Feuchtigkeit ja nicht in der Haut gehalten werden kann. Produkte und Seren auf Gel-Basis enthalten oft austrocknende Bestandteile. Ausnahme: Nässt die Haut, darf auf diesen Partien ein feuchtigkeitsbasiertes Produkt verwendet werden, denn hier würden eine Fettcreme bzw Öle nicht halten.
  • Weiters sind für die Basispflege rückfettende Ölbäder wichtig. Hierfür haben wir das rückfettende KAMI Wasch-Fluid entwickelt. Trotzdem nur kurz baden! Nach dem Baden bitte noch einmal Creme auftragen. Für den Körper ist unser KAMI 2-Phasen-Spray super, der geht schnell und (größere) Kinder können auch selber sprayen. Das macht vielleicht mehr Lust als langweiliges Eincremen.
  • Im Winter sollten fettere Cremen verwendet werden, um die Haut auch vor Kälte zu schützen. Hier eignet sich eine Kombination von KAMI SOS Öl und KAMI SOS Balsam.
  • Im Sommer darauf achten, ob ihr Kind mit den fetten Cremen schwitzt. Das sollte vermieden werden, weil es die Situation der Haut verschlimmert. In dem Fall auf leichtere Produkte umsteigen (zB den KAMI 2-Phasen-Spray)
  • Keine Seifen, keine Schaumbäder, keine Parfümzusätze! Händewaschen geht auch gut mit rückfettenden Produkten.
  • Nach dem Desinfizieren, manchmal ist das ja unvermeidlich, Fettcremen auftragen.

Alltagstipps

  • Kratzen vermeiden: Bei Babys und kleinen Kindern ist das schwer. Hier empfiehlt es sich, mit Baumwoll-Fäustlingen oder dem Zunähen von Schlafanzügen zu arbeiten. Natürlich denkt man sich als Elternteil, dass das grausam ist, aber es ist sicher besser als das Wundkratzen. Bitte auf ausreichend lange Ärmel achten. Auch sollten die Fingernägel immer kurz und glattgefeilt sein, damit eventuelle Kratzspuren nicht zu schlimm werden.
  • Sobald ein Kind eine gewisse Selbständigkeit entwickelt, können sie Juckreiz selbständig mit dem SOS Hautpflege Öl im Roll-On-Fläschchen behandeln. Da wird nichts verschütten oder gepatzt und das Gefühl, sich selbst helfen zu können, stärkt das Selbstbewusstsein. Das Kind wird ermächtigt, selbst gegen die Krankheit aktiv zu werden.
  • Schwimmen gehen: Chlorwasser ist sehr schlecht bei Neurodermitis. Daher auf jeden Fall Pausen beim Plantschen einlegen, nasses Badezeug oder Schwimmwindeln rasch wechseln und gründlich abduschen!
  • Sport: Bewegung ist natürlich immer wichtig, für Neurodermitiker jedoch 3-fach besonders: Sport macht müde und verbessert so die Schlafqualität und die Bewegung verbessert das Immunsystem. Drittens stimuliert Bewegung das Schwitzen und das ist gut, solange der Schweiß gut verdunsten kann. Kontaktsportarten sind eher zu meiden. Auch ist Sport in der frischen Luft der Vorzug zu geben. Fußball, Laufen, Tennis oder Leichtathletik sind zum Beispiel zu empfehlen.
  • Raumklima: Die meisten neurodermitischen Kinder bevorzugen kühle Luft. Also Fenster auf beim Schlafen, außer es ist Pollen-Zeit! Auch sollte die Luft nicht zu trocken sein. Ein Luftbefeuchter empfiehlt sich hier.
  • Stress: Jeder weiß, dass Stress zu meiden ist, leider ist es im Alltag oft nicht anders möglich. Achte darauf, dass das Kind genug Pausen bekommt und an der frischen Luft ist. Entspannungsübungen funktionieren auch schon bei Kindergartenkindern. Einfache Atemübungen empfehlen sich, da können alle Kinder und auch die Eltern mitmachen. Was nämlich auch gerne vergessen wird: Die Geschwisterdynamik kann für ein neurodermitisches Kind zu einer Sackgasse werden, wenn die anderen Geschwister sich wegen der neurodermitischen Extrawürste zurückgesetzt fühlen. Versuche auszugleichen, indem Du alle inkludierst ohne Mehrarbeit für Dich zu schaffen. Ein Spaziergang zum Spielplatz zum Supermarkt, zum Bäcker tut zB allen gut.

Fokus Kleidung:

Wie oben besprochen mögen es Neurodermitiker (meist) gerne kühler. Weniger ist daher besser als zu viel, in den meisten Fällen ist ein Schnupfen unproblematischer als ein weiterer Schub!

  • Kleidung in Schichten anlegen, Zwiebellagen-Look ermöglicht den Kindern das Anpassen an das individuelle Wärmeempfinden. Ermächtige Dein Kind zu entscheiden, wann ihm kalt oder warm ist, wann es sich aus, wann anziehen will.
  • Synthetische Fasern sind eher schlecht für die Haut.
  • Wolle und Leinen sind eher schlecht für die Haut.
  • Baumwolle und Seide sind eher gut für die Haut.
  • Achte auf Verarbeitung, lose Innennähte und Etiketten können den Juckreiz verstärken.
  • Neue Kleidungsstücke immer vor dem Tragen waschen.
  • Auch bei Schuhen ist auf Atmungsaktivität zu achten: „veganes“ Leder – also Plastik! – bitte meiden. Auch Gummistiefel und zu warme Goretex-Winterstiefel wirklich nur bei Regen und Schnee tragen.

Fokus Essen:

Auch hautgesunde Babys reagieren oft auf neu zugeführte Lebensmittel, neurodermitische Babys reagieren stärker. Es hat sich gezeigt, dass ein verspätetes Zuführen von Beinahrung nicht zur Vermeidung von Beschwerden beiträgt, diese zwar verschiebt aber dann verschlimmert. Die Datenlage zeigt derzeit sogar, dass zu langes Stillen das Neurodermitis-Risiko steigert, auch wenn hier in Frage gestellt werden muss, wo der ursächliche Zusammenhang liegt.

Oft zeigt sich erst nach einigen Tagen, wie das Nahrungsmittel auf Dauer vertragen wird. Daher gilt die Prämisse weniger ist mehr. Kleine Mengen und immer nur ein neues Nahrungsmittel auf einmal. Nach 1-2 Wochen entscheidet sich, ob Dein Kind allergisch ist oder nicht. Ziel ist, jedes Lebensmittel zu vertragen. Vielleicht nicht immer in rauen Mengen, aber die Dosis macht das Gift. Der Maßstab dafür, wann ein Lebensmittel als „verträglich“ einzustufen ist, ist ein gesunder Darm mit funktionierendem Mikrobiom.

Es gibt gewisse Lebensmittel, die oft Reaktionen herbeiführen. Dazu gehören:

  • Zitrusfrüchte und alle Früchte mit viel Säure
  • Schokolade und säurehaltige Süßigkeiten
  • Scharfe Lebensmittel und Gewürze
  • Nüsse

Als Beikost empfehlen sich zu Beginn Erdäpfel/Kartoffel, Allergien sind da sehr selten.

Als Obst sind Bananen als Erstes zu empfehlen, da diese wenig Säure enthalten (siehe oben).

Kann ein gesundes Kind bereits mit 12 Monaten normal mit den Eltern mitessen, sollte sich ein neurodermitisches Kleinkind 6-12 Monate länger dafür Zeit lassen. Als letztes sollten folgende Lebensmittel in Betracht gezogen werden:

  • Kuhmilch
  • Sojaprodukte/Sojamilch
  • Eier
  • Schokolade/Kakao
  • Fisch und Meeresfrüchte
  • Nüsse
  • Brot bzw Produkte mit Weizenmehl

Ich möchte euch aber von Radikaldiäten und dem Weglassen ganzer Lebensmittelgruppen abraten. Erstens hat sich gezeigt, dass etwaige Verbesserungen nur kurzfristig andauern. Zweitens schließt Du dein Kind vom sozialen Normalverhalten aus (Kindergeburtstage!) und dieser Stress wirkt sich ebenfalls auf den Hautzustand aus.

Als erwiesen gilt jedoch, dass die Einnahme von Antibiotika im Säuglingsalter ein verstärkendes Element für Neurodermitis darstellt. Allerdings werden diese (normalerweise) nur im Fall einer schwerwiegenden Erkrankung verschrieben und sind daher auch nicht wirklich zu vermeiden.

Ein Hoffnungsschimmer für Eltern mit kleinen Kindern: bei 90% der Fälle „wächst“ sich die Neurodermitis aus. Eine erhöhte Achtsamkeit für das Hautwohl wird dennoch für den Rest des Lebens angebracht sein.

Ich hoffe, der Beitrag war interessant für Euch. Über feedback würde ich mich freuen.

 

Mit lieben Grüßen

 

Eure Kerstin

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